Haus der Alltagsgeschichte Wittenberg: DDR-Museum und zeithistorische Sammlung
(hoga-presse) Das Haus der Geschichte in Wittenberg entstand auf Initiative des 1992 gegründeten Vereins PFLUG e.V. Der Verein beschäftigte sich ursprünglich mit dem Alltagsleben im 20. Jahrhundert. Dabei spielten die Aspekte der Umwelt und Gesellschaft eine vorrangige Rolle. Außerdem beleuchtete der Verein kulturhistorische Forschung über die Lebensverhältnisse von Frauen im 20. Jahrhundert. Anlässlich eines ABM-Projektes begann der Verein, Gegenstände des Lebensalltags jener Zeit zu sammeln. Dabei konzentrierte sich die Arbeit besonders auf den Zeitraum von 1910 bis zum Ende der DDR. Ergebnis der Arbeit waren Ausstellungen zur mitteldeutschen Alltags-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, wobei die Perioden der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR besondere Schwerpunkte bildeten.
Die vom Verein zusammengetragene Sammlung an Alltagsgegenständen wie etwa Bekleidung, Mobiliar und Kücheneinrichtungen wurde nach und nach immer umfangreicher. So entstand die Idee, diese in einer Dauerausstellung unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten in Wohnmilieus zu präsentieren. Im Oktober 1997 begann der Verein im Erdgeschoss des heutigen Hauses der Geschichte in der Schlossstraße 6 in Wittenberg Teile der Sammlung aus den 1940er und 1950er Jahren auszustellen. Diese erste Ausstellung stand unter dem Motto „Ciu, ciu, ciu, coo – Schweinsohr’n gibt es im HO…“. Sie beleuchtete das Alltagsleben in der Lutherstadt Wittenberg in der Zeit von 1945 bis 1960.
Ausstellungskonzept Haus der Geschichte Wittenberg
Inzwischen geben über 20 originalgetreu gestaltete Wohn- und Lebensräume der 1920er bis 1980er Jahre einen Einblick in seine Sammeltätigkeit. Angefangen mit der Küche der 1920er Jahre, über Flüchtlingszimmer und „gute Stube“ der 1940er Jahre und das Wohnzimmer mit Nierentisch der 1950er Jahre gelangt man in die DDR-Wohnwelten. Auch die Dorfkneipe, eine Tanzbar, ein Jugendzimmer der 1980er Jahre und ein Dorfkonsum sind hier zu sehen. Das Ausstellungskonzept beschäftigt sich mit der Alltagsgeschichte, sowohl in der Zeit der Weimarer Republik als auch in der Nachkriegszeit und der DDR. Im geschichtswissenschaftlichen Kontext wird die objektive Alltagsgeschichte dargestellt.
Der Familienalltag von Kindern erschließt sich in der Ausstellung mit Spielzeug des 20. Jahrhunderts und im Kinderzimmer der 1970er und 1980er Jahre. Wie die Eltern der Kinder und ihre Großeltern lebten, können Besucher nachvollziehen, wenn sie z. B. die Wohnung von Einheimischen in der Nachkriegszeit mit dem Zimmer von so genannten „Umsiedlern“ vergleichen, in dem diese zu fünft hausen mussten. Typisch in den 1950ern ist die Ausstattung mit Nierentisch, spitzbeinigen Sesseln, Tütenlampenschirmen, Wandbehängen und Strohbildern, in den 1960ern dominieren Leitermöbel, Staßfurt-Fernseher, Dederon-Gardinen.
Mit WM 66 und orangefarbenen Accessoires im Bad, Anbauwand und dreiteiliger Couchgarnitur im Wohnzimmer und mit der ausziehbaren umbauten Liege im charakteristischen Neubau-Jugendzimmer präsentieren sich die 1970er sowie mit Bücherwand, Schreibtisch und einem der ganz seltenen privaten PC die 1980er Jahre. Authentisch eingerichtet erlebt man öffentliche Räume wie eine Tanzbar mit der wohl einzigen noch vollständig erhaltenen, selbstgebauten DDR-Discoanlage, eine Dorfkneipe und einen Konsum mit all den Dingen, die DDR-Bürger in den 1980er Jahren über und unter dem Ladentisch zu kaufen bekamen sowie einen Kindergarten.
Die Fotoausstellung zur Jugendkultur und die Ausstellung zum DDR-Design der 1970er Jahre sind weitere Facetten der Alltagskultur der SBZ/DDR. Dazu gehört auch die Exposition „Wegzeichen – Zeitzeichen. Deutsche und Russen im Alltag in einer mitteldeutschen Region 1945 bis 1993“, die Auskunft über ein wenig bekanntes Kapitel ostdeutscher Geschichte gibt.
Zum Haus der Geschichte gehört eine umfangreiche Sammlung zur Alltagskultur des 20. Jahrhunderts mit einem Fotoarchiv, dem Dokumentenarchiv, dem Lebensgeschichtlichen Archiv und dem Sachzeugenfundus.
Wann hat das Haus der Geschichte Wittenberg geöffnet?
Besucher haben die Möglichkeit, die DDR-Ausstellung von Mittwoch bis Freitag in der Zeit von 11:00 bis 17:00 Uhr sowie Samstag und Sonntag in der Zeit von 11:00 bis 17:00 Uhr zu besuchen. Feiertags hat die Ausstellung von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet (Stand Oktober 2023). Heiligabend & Silvester bleibt das Museum geschlossen.
Eintrittspreise Haus der Geschichte Wittenberg
Erwachsene 8,00 €
Kinder, Schüler, Auszubildende, Studenten, Freiwilligendienst, Behinderte (bei entsprechendem Nachweis), ALG II-Empfänger (Sozialpass) 6,00 €
Erwachsenengruppen ab 10 Personen pro Person 6,50 €
Schulklassen pro Schüler bis 14 Jahre (eine Begleitperson frei) 5,00 €
Familien mit 2 Erwachsenen und 1 bis 3 Kinder bis 14 Jahre 20,00 € inklusive Audioguide und Fotoerlaubnis
Adresse und Kontakt zum Haus der Geschichte Wittenberg
Schlossstraße 6
06886 Lutherstadt Wittenberg
Museumskasse: 03491-40 90 04
Allgemeine Anfragen: 03491-669452
Web: www.pflug-ev.de/museum.htm
Besucher, die das Haus der Alttagsgeschichte in Wittenberg besuchen wollen, können ihr Fahrzeug direkt hinter dem Museum abstellen. Von dort ist etwa ein Fußweg von fünf Minuten zurückzulegen. Vom Hauptbahnhof aus sind es fußläufig etwa 30 min (1,2 km) in Richtung Stadtzentrum.
Quelle und Bilder: Redaktion